Oscar...
...wie wir ihn kannten und immer in lieber Erinnerung behalten: in keiner Situation zu bremsen! 20. Februar 2010:
Wir haben uns heute nach einer weiteren unvorhersehbaren Beißattacke innerhalb der letzten 8 Wochen schwersten Herzens entschieden, Oscar einschläfern zu lassen. Hallo liebe Leute! Ich bin der wilde "Alf
Oscar vom Hundsheimer Kogel". Gerufen werde ich "Oscar", aber es musste
unbedingt ein A-Name davor, weil ich dem ersten Wurf entstamme. Mein
Ursprung liegt genau wie bei Banya in der kleinen aber sehr feinen
Österreichischen Zucht von Dr. Elke Peyerl aus Hainburg in der Nähe von
Wien. Leider hat sie ihre ambitionierte Liebhaber-Zucht aus privaten Gründen aufgegeben. Das Licht der Welt erblickte ich am 21. Juli 2003 zusammen mit fünf Geschwistern. Wer alles zu meinen Vorfahren zu zählen ist, kann meinem Pedigree
entnommen werden. Meine Zuchtzulassung vom DFV erhielt ich im August 2004 mit meiner 1. Anwartschaft auf den Jugendchampion des DFV. Inzwischen
bin ich zu einem stattlichen vier Jahre alten Rüden herangewachsen.
Na ja, eigentlich bin ich nur noch ein halber Rüde. Dank meines stürmischen Wesens und einer Schilddrüsenfehlfunktion
(ja, ich war ein "Schildi") kam ich im September 2005 "unters Messer" und büßte dabei meine Männlickeit ein.
Eva ist strikt gegen die Verbreitung weiterer "Attacke-Foxerrier". Na ja, ich hab's verwunden und mein Chef André auch...
Meine Schulterhöhe liegt bei 41 cm und auf die Waage bringe ich 11,5 kg
bei einem Brustumfang von 57 cm. Hoppla, werden jetzt diejenigen sagen,
die an den Rassestandard denken. Dick bin ich nicht, sondern sehr
muskulös (kein Wunder bei fast täglichen mehrstündigen Arbeitseinsätzen
in Wald und Flur). Auch
wenn ich echt nicht blöd bin, sagen André und Eva oft: flacher Schädel,
wenig Hirn. Ist schon gemein, aber die meinen das nicht so. Ich habe
wirklich ein kleines Piep-Vögelchen im Kopf, das mir einflüstert, Autos
und Fahrräder gehören gejagt. Woher kommt das nur? Jagdliches
Blut fließt übrigens Dank meiner Urgroßmutter "Andra von Sachsen"
konzentriert durch meine Adern. Da Andra sowohl väterlicher- als auch
mütterlicherseits vertreten ist, besitze ich neben sehr viel
Temperament einen stark ausgeprägten Beutetrieb. Klar,
wir Foxterrier sind eben Jagdhunde und ich bin genauso so geartet, wie
es ein Foxterrier sein soll: unbestechlich, todesmutig, intelligent,
lebhaft, besitze den nötigen Biss und die dazugehörige Ausdauer, um
mich stundenlang an einem Mauseloch festzubeißen, gehorche fast immer aufs Wort, bin absolut verschmust, im Haus die Ruhe selbst, beschütze
Eva und André vor allen erdenklichen Gefahren der Welt und besteche
auch noch doch mein unvergleichlich schickes Aussehen! Sogar
Evas Vater hat mich als Charmeur bezeichnet und mich schon einmal zu
sich auf die Couch genommen (das darf kein anderer Hund)! Leider befand
ich mich gerade im Zahnwechsel und hatte üblen Mundgeruch. Nach wenigen
Minuten musste ich wieder absteigen... Mehr kann man doch wohl wirklich nicht erwarten, oder? Meine
Menschen sind ja auch bis auf ein paar Kleinigkeiten sehr zufrieden mit
mir. Trotz meiner Heftigkeit bezeichnen mich beide als steuerbar. Frei
Laufen darf ich fast immer. Fast immer nur deshalb, weil ich eine
Schwäche für Fahrzeuge aller Art habe. Und da sind wir bei meinem oben
erwähnten Piep-Vögelchen: Es gibt nichts Schöneres als Autos und
Fahrräder zu hetzen. Leider sehen André und Eva das nicht so ;( Genau
aus diesem Grunde sind wir jetzt bei Versuchsmethode 13 angelangt:
Immer, wenn sich ein Auto nähert un dich ruhig bleibe, erhalte ich ein
Leckerchen. Daf&ür geht Eva vor mir auf die Knie. Ich sehe das Objekt
meiner Begierde und werde durch den zwischen uns knieenden Menschen
geschützt. Alternativ sorgt Eva dafür, dass der Abstand zu den
Fahrzeugen nach Möglichkeit vergr&ßert wird. Dann muss ich nämlich
nicht hinterher rennen. Eigentlich verhalte ich mich nur so, weil
mich die Fahrzeuge unheimlich stressen. Außerdem haben Eva und André
mich lange Zeit immer angeschimpft (wie von der Hundetrainerin
empfohlen und in vielen Fachbüchern nachzulesen) und der Ruck an der
Leine bedingt durch mein Losstürzen hat mir den Rest gegeben. Gelernt
habe ich nämlich: Fahrzeug sehen bedeutet Schmerz incl. Schimpfen.
Daraus folgerte ich ganz logisch: Fahrzeuge sind bedrohlich und müssen
bis zum Letzten verjagt werden. Das Jagen selbst bereitet mit dann
wieder einen heiden Spaß und ich gewinne immer: Die Autos drehten nie
um!
Warum nur wollen sich meine Menschen nicht beschützen lassen? Für meinen Heldenmut werde ich auch noch gerügt. Ich verstand die Welt nicht mehr und wurde bei Fahrzeugen an der Leine immer wilder... Sehr
zum Leidwesen meiner fast verzweifelnden Menschen. Ihnen wurde jetzt
ein Kopfgeschirr mit Namen "Halti" empfohlen. Bei jedem Auto/Fahrrad
sollte mein Kopf zu meinen Menschen gedreht werden, damit ich den
nahenden Feind nicht mehr anschauen konnte und dafür Blickkontakt mit
Eva halte. Wie furchtbar! Ich muss doch den Feind beobachten können.
Für mich ist das genauso, wie für Sie ein Gang durch eine dunkle Gasse,
bei dem Sie sich verfolgt fühlen und sich nicht umschauen dürfen. Jeder
muss doch nach hinten schauen, um sich zu vergewissern, ob Gefahr
droht. Ich verfuhr gemäß meinem Instink: Vorbeugen ist besser
als klein beigeben und wehrte mich heftigst gegen das Kopfhalfter. Ich
verlor völlig die Besinnung und biss in die Leine oder alles, was sich
in meiner direkten Nähe befand (sogar Waden...). Übrigens war
es mir ziemlich egal, dass mir dieses Foltergerät anfangs mit
Leckerchen schmackhaft gemacht wurde. Mich machte das "Kopfdrehen"
wahnsinnig. Unser Tipp: Ein "Halti" kann sinnvoll für die
Herstellung von Blickkontakt in entspannten Situationen eingesetzt
werden. Für jeden Blickkontakt gibt es eine Belohnung. Der Hund
verknüpft "Mensch ansehen" mit Leckerchen. Sollte Ihr Hund aber
auf Gegenstände ähnlich wie Oscar reagieren, erzeugen Sie praktisch
immer die beschriebene sehr aggressive Reaktion. Trotz der Empfehlung
vieler Hundekenner raten wir hier dringend von einem Einsatz ab. Sie
verunsichern ihren Hund zutiefst (denken Sie an die Situation in der
Gasse) und riskieren ihre Hosenbeine! Zum Glück ist damit jetzt
Schluss. Meine Verhaltensursache wurde erkannt und jetzt wird mir
begreiflich gemacht, dass die Fahrzeuge keine Bedrohung (Gefahr ja
leider doch) für uns darstellen. Meist lasse ich mich darauf ein. Nur
wenn die Fahrzeuge dicht an uns vorbei fahren verfalle ich in mein
altes Verhaltensmuster zurück. Dabei ist es für mich das Wichtigste, meinen Menschen zu gefallen! Nur dann macht das Hundeleben Spaß! Meine
Menschen geben sich sehr viel Mühe mit mir (ich aber auch mit ihnen)
und haben endlich den für für mich richtigen Weg gefunden. Hundeschulen
meiden wir. Vermissen tue ich sie auch nicht. Gerade jetzt, wo die
Beiden die hundlichen Formen der Kommunikation erlernen geben wir ohne
vermeintlich gute Ratschläge ein unschlagbares Team ab. Reinreden
lassen sich Eva und André so schnell nicht mehr. Ich muss einfach
lernen, meine Kopflosigkeit zu reduzieren. Die Notwendigkeit des
Blickkontaktes habe ich ja inzwischen auch begriffen und schaue immer
auf den Befehl "Gucken". Unsere 1. Hundetrainerin hat
mir diese Fähigkeit glatt abgesprochen. Die glaubte aber auch, dass ein
Leckerchen jeden Hund begeistert. Dabei ist Futter allein öde (Banya
sieht das ganz anders...). Zum Glück kennen André und Eva mich besser
und haben einfach mein Lieblingsspielzeug für das Erlernen von
Kommandos eingesetzt. Z. B. haben sie vor dem Wurf meines
Lieblingsspielzeug gewartet bis ich sie anschaue und erst dann
geworfen. Verknüpft mit "Gucken" war mir innerhalb kürzester Zeit klar,
dass ich erst an den Kong komme, wenn ich sie anschaue. Gelehrig bin
ich, weil ich meine Bedürfnisse befriedigen will. Mit Liebe zu meinen
Menschen hat das wirklich nichts zu tun. Auch wenn sie sich das gerne
einreden wollen... Ich handle immer triebgesteuert,
so unromantisch sich das auch anhören mag ;0). Aber wenn Mensch das
berücksichtigt, lerne ich sehr schnell und sehr viel. Es musss halt
immer interessant sein, d.h. mir einen Nutzen versprechen. Es
stimmt schon: ich bin ein Hampelmann, aber ich bin eben ein Jagdhund,
der selbständig ohne Nachdenken Füchse und Dachse unter der Erde
abwürgen soll! Was glaubt Ihr, welch verweichlichter Foxterrier den Kampf Wildschwein gegen Hund bestehen würde? Keiner! O.k.,
mir wird die Wildschweinjagd nicht gestattet, weil meine Menschen der
festen Ãœberzeugung sind, dass ich genauso auf der Strecke bleiben
würde, wenn auch aus anderen Gründen (nicht weil ich nicht schnell
genug weglaufe, sondern weil ich mich kopflos von vorne auf die Sau
stürzen würde, genauso wie ich es bereits bei einem Kater und drei
Igeln versucht habe; dem Kater verdankte ich an beiden Augen
Hornhautverletzungen und den Igeln eine kaputte Schnauze;
lockergelassen habe ich aber nie: Eva musste immer beide Parteien
todesmutig auseinanderpflücken; überlebt hat auch immer jeder, weil Eva
schnell genug war... ). Sie lassen sich nur durch das Ergebnis leiten
und das ist angeblich das Gleiche. Schade! Begnügen muss ich mich mit Pseudo-Jagden in Form von Fährten- und Apportierspielen. Das
gefällt mir auch sehr gut. Inzwischen (wir schreiben das Jahr 2006)
finde ich einen Kong, den Banya verloren hat auch noch am nächsten Tag
im Feld wieder. Eva ist begeistert! Beaufsichtig
werde ich leider bei den Mauselöchern. Sie reizen mich so, dass ich oft
vergesse auf "Weiter" zu folgen. Weil Eva und André keine Lust haben
mich dort am Ende des Spaziergangs wieder einzusammeln, lassen sie mich
gar nicht erst alleine sitzen. Dabei würde ich nicht weglaufen. Ich
kriege ja gar nicht mit, was um mich herum geschieht. Verstehe einer
die Menschen. Jetzt aber genug der Geschichten... Es wird wieder ernst: APRIL 2005 Wir hatten alle keine leichte Zeit... Oscar,
weil er trotz geänderter Umgangsformen und feststellbarer Erfolge
plötzlich ängstlich und sehr aggressiv wurde, Banya, weil sie unter
Oscars Attacken zu leiden hatte und wir, weil wir innerhalb von 10
Tagen vier "Beiß-Attacken" durch Oscar erfuhren. Nach dem letzten
schmerzhaften Zwischenfall mit Ostern stand für uns fest: Oscars Hirn
funktioniert nicht normal. Trotz aller Trauer ist der Hund
einzuschläfern, um Menschen vor Schaden zu bewahren. Das hört sich nicht nur schlimm an, für uns war es schlimm! Letztendlich kam es doch anders, aber der Reihe nach: Einige
mögen jetzt denken, ja typisch: junges Paar kauft sich einen
Terrier-Rüden und wird bei den ersten "Rüdenverhaltensweisen" mit
rüpelhaften 18 Monaten nicht mit ihm fertig. Wir haben auch das
nicht völlig ausgeschlossen, wohl aber für unwahrscheinlich gehalten,
weil Oscar bei seinen plötzlich auftretenden Attacken völlig
geistesabwesend wirkte und nicht ansprechbar war. Für uns
waren und sind es bis heute keine "Rüdenverhaltensweisen", wenn aus
heiterem Himmel panisch Schuhe attackiert und Mäntel von Garderoben
gerissen werden. Viel schlimmer ist es jedoch mit dem Telefon durch die
Gegend zu gehen und dabei plötzlich von dem eigenen Hund in den
Oberschenkel gebissen zu werden, der gerade noch in 3 m Entfernung auf
seiner Decke schlummerte. Nicht "rüdenhaft" war es für uns, sobald er
wieder ansprechbar war, in sich zusammen zu sinken und panisch die
ganze Umgebung zuzupinkeln. Insgesamt fiel Oscar
innerhalb dieser 10 Tage bis Ostern 2005 sowohl uns als auch Andrés
Eltern als extrem schreckhaft auf (insbesondere bei Geräuschen und
Umgebungsveränderungen). Er bewegte sich drei Tage fast nur
kriechend durch die Wohnung und schien unter Paranoia zu leiden. Oscar
wirkte total verängstigt, konnte kaum körperliche Nähe ertragen (obwohl
er sonst gerne und ausgiebig gestreichelt und gekrault wurde) und war
nicht wieder zu erkennen. Direkt am Dienstag nach Ostern riefen
wir seine Züchterin an und teilten ihr mit, was in den letzten 10 Tagen
passiert war. Sie bestärkte uns in dem Entschluss, Oscar auf einen
Hirntumor testen zu lassen und riet uns gleichzeitig, zuvor seine
Schilddrüsenwerte feststellen zu lassen. Gesagt, getan. Nach vier Tagen hatten wir die notwendigen Werte.
Das Ergebnis lautete: ohne Befund.
Mittlerweile hatte ich dank Internet eine neuere
amerikanische Studie (Dr. Jean Dodds) zu Verhaltensauffälligkeiten bei Hunden mit Schilddrüsenfehlfunktionen
finden können. Hier stieß ich auf den Satz, der uns trotz des negativen
Befundes neue Hoffnung schöpfen ließ: Auch Hunde, die innerhalb der
Grenzwerte (aber im unteren Bereich) liegen und damit labortechnisch
als "ohne Befund" gelten, zeigen die gleichen Verhaltensauffälligkeiten
wie Hunde mit "bestätigter" Unterfunktion. Oscar lag
bei allen Werten nicht, wie laut Studie gefordert, im oberen Drittel
der Grenzwerte sondern immer an der unteren Grenze. Die auf medizinisch begründetete
Verhaltensauffälligkeiten spezialisierte TÄ Dr. Zuhr (Gemeinschaftspraxis Dr.
Bolbecker und Dr. Striezel) aus dem Raum Nürnberg stützte aufgrund der ihr vorliegenden
Schilddrüsenwerte und der beschriebenen plötzlich aufgetretenden Verhaltensweisen den
Verdacht einer auf eine Fehlfunktion. Sie nahm Rücksprache mit unsere Haus-TÄ, die bis dato
einer Schildrüsenhormontherapie ablehnend gegenüber stand und
überzeugte auch sie von der Richtigkeit meiner Vermutung. Uns wurde zugesichert, dass Oscars Angstzustände bei richtiger Diagnose innerhalb von einer Woche nachlassen müssten. Und genauso war es: bereits nach drei Tagen wurde Oscar sichtbar ruhiger und entspannte sich langsam Bis heute arbeiten wir immer noch an der richtigen Dosierung seiner Hormongaben. Fatal
für einen "Schildi" ist, dass seine Krankheit häufig nicht im
Frühstadium erkannt wird (weil die Schilddrüsenwerte innerhalb der
Grenzbereiches liegen können und bereits trotzdem die
Verhaltesauffälligkeiten auftreten) und er deswegen aufgrund seiner
unerklärlichen Aggression eingeschläfert wird. Oscar wäre es fast
ähnlich ergangen. Und das, obwohl eine wirklich günstige täglich
zweimalige Hormongabe (L-Thyroxin) ihn wieder zu einem umgänglichen
Hund werden lässt. Es ist wichtig zu erwähnen, dass
die Hormontherapie durch ein konsequentes Verhaltenstraining von Hund
und Halter begleitet wird, um während der "Angstphase" erlerntes
unpassendes Verhalten (Angst-Aggressionen) zu verändern. Das ist der
weitaus schwierigere Part bei der ganzen Sache. Wir arbeiten
daran auch nach 1,5 Jahr immer noch sehr hart. Oscar wird nie ein Hund
sein, den wir unbefangen auf Fremde zugehen lassen können. Inzwischen
bleibt er häufiger zu Hause, was ihm und uns eine Menge Stress erspart.
Keinesfalls wird er abgeschoben, aber genau das Verhalten der Menschen,
die vor einem drohenden Hund verständlicherweise zurück schrecken,
bestätigt Oscar in seinem Verhalten. Wir wurden so jedes Mal in unserem
Training erheblich zurück geworfen und mussten frustriert feststellen,
dass wir zwar über das theoretische Wissen, nicht aber die praktischen
Möglichkeiten (sprich große Anzahl dunkel angezogener Menschen
verfügen, die bei Drohgebärden unbeeindruckt in leichter Bogenform
zwecks Desensibilisierung ruhig weitergehen). So entschlossen wir uns, Oscar zu einem mehrwöchigen Trainingsaufenthalt
nach Österreich zu schicken. Wir wussten ihn dort in der Obhut seiner
Züchterin Dr. Elke Peyerl, die Hotdogs mitbegründet hat und mit uns
passend erscheinenden Trainignsmethoden unterschiedlichster
Verhaltensforscher/-trainer arbeitet. Kurz vor Weihnachten kehrte
Oscar deutlich ruhiger zu uns zurück und zeigt sich Fremden in "seinem"
Revier praktisch neutral (außer sie gehen direkt auf uns zu, was aber
für mich o.k. ist). Das A. und O. in Oscars Handling
ist das Konfliktmanagement: Nach Möglichkeit darf er nie in eine für
ihn beängstigende Situation gelangen. Wir müssen Oscar dort sofort
herausholen, bevor er aggressive Verhaltensweisen zeigt. In der Regel
geschieht dies über das Einhalten einer bestimmten Distanz zu Personen
oder Gegenständen, die im Laufe häufiger aber kurzer!!!
Trainingseinheiten stetig verkürzt wird, bis Oscar angstfrei ist. Zum
Glück wohnen wir mehr als ländlich. In der Stadt könnte Oscar nicht
leben... AKTUELLER STAND November 2007: Wir selbst können Oscar heute nach rund 2,5 Jahren vertrauensvoll und ohne ungutes
Gefühl den Rücken kehren. Einem gemeinsamen Zusammenleben steht damit nichts mehr im Wege. Dafür haben wir allerdings ein paar Regeln aufgestellt: Weil Oscar sein aus Unsicherheit resultierendes Misstrauen fremden Menschen gegenüber im eigenen Revier nicht ablegt, treffen unsere Besucher auch nicht auf ihn. Insbesondere auf Kinder ist Oscar gar nicht gut zu sprechen, was alles andere als typisch für einen Foxi ist. Oscar zieht während dieser Zeit in sein eigenes Zimmer, was beiden Seiten jede Menge Stress erspart. Insgesamt mussten wir lernen, dass der Hund
sehr viel Ruhe (Schlaf!!!) und feste Tagesabläufe benötigt. Außerdem
arbeiten wir an uns selbst nach wie vor sehr hart: absolute Ruhe
gepaart mit durchgehender Konsequenz in der Umsetzung geforderten
Verhaltens sind Voraussetzung für ein ungefährliches Zusammenleben ohne
Missverständnisse. Und Konsequenz ist das, was den meisten Menschen
sehr, sehr schwer fällt. Anders als vermutet kommt Oscar sehr gut mit Banyas Tochter Beany zurecht. Beany respektiert ihn und ist sehr vorsichtig im Umgang mit Oscar. Seit drei Wochen toben beide wild durchs Haus und Beany darf sich sehr viel bei Oscar herausnehmen. Es tut gut zu sehen, dass Oscar mit unserem "neuen" Hundekind zwar energisch aber grundsätzlich wohlwollend umgeht. Er ist eben wie er ist, und wir lassen ihn da, wo es ungefährlich ist auch so sein. Banya und Beany haben ihr Verhalten Oscars Heftigkeit angepasst und lassen ihn in Ruhe, wen er grummelt. Und immer öfter ist er auch bereit, ein Spielchen mit Klein-Beany zu wagen... Oscar und Beany bei ihre wilden Hatz Anfang November 2007! Oscar
ist eine Lebensaufgabe, der wir uns nach wie vor stellen, weil auch wir
dadurch sehr viel über die Kommunikation zwischen Mensch und Tier
lernen. Für einen zweiten Hund könnte ich zweifelsfrei diese Energie
nicht aufbringen. Aber: wir haben ja auch nur einen Oscar ;0) An
dieser Stelle ein kleiner Literaturtipp: Sehr hilfreich und informativ
ist für mich das Buch von James O'Heare "Aggressionsverhalten von
Hunden" (erschienen im Animallearn-Verlag). Er beschreibt sowohl die
Ursachen und die "Notwendigkeit" von Aggressionsverhalten als auch
seine Lenkung.
Noch ist alles ganz frisch und wir lassen seine Seite vorerst so, wie sie "gewachsen" ist.
Fakt ist, dass Oscar (vermutlich ausgelöst durch eine Schilddrüsenunterfunktion) ein schwerwiegendes Steuerungsproblem hatte und sein Verhalten in Sekundenbruchteilen in grundlose Beißattacken kippte. Auslöser waren zunächst
bei André im Dezember das Abnehmen seines Halsbandes sowie drei Tage darauf das Verabreichen seiner Schilddrüsentablette.
Beides habe seitdem nur noch ich vornehmen können, was wir auch akzeptiert hätten. Gestern ging Oscar dann ebenfalls ohne "echten" Grund auf mich los,
als ich auf dem Boden kniend ein Trockenfutterstück unter unserer Bücherwand hervorholen wollte. Oscar ging seitlich von hinten ohne Sichtkontakt auf mich los,
mit dem Ergebnis, dass mein linker Unterarm schwere Quetschungen aufweist. Wie schon früher hat Oscar auch dabei gepieselt. Ich habe unglaubliches Glück gehabt,
dass er mir nicht das Gesicht zerbissen hat und ich so gesehen sehr glimpflich davon gekommen bin. Bereits während Oscars "Überfalls" war mir klar,
dass jetzt der Punkt erreicht ist, an dem Oscar gehen muss.
Verantwortung zu tragen bedeutet eben auch, eine sehr schwere und schmerzhafte Entscheidung zum Wohle von Mensch und Tier zu treffen,
auch, wenn dafür unser Sonnenschein Oscar aus dem Leben scheiden muss.
Seit
der letzten Ãœberarbeitung von Oscars Seite sind einige Monate
vergangen. Ich brauchte einfach Abstand, um unsere Erfahrungen nüchtern
und objektiv betrachten zu können und realistische Konsequenzen zu
ziehen.
Und hier kriegt Beany ihren Platzverweis für ungebührliches Verhalten gegenüber "seiner Herrlichkeit"... Keine Angst, so sieht das bei Hunden aus, passieren tut (meist) nichts!
Beanys Reaktion...
Ich würde ja sooo gerne weitermachen, aber: dank Oscar weiß ich, wann Schluss sein sollte ;0) Der versteht jetzt keinen Spaß und demonstriert mir, wo jeder von uns beiden im Rudel steht.