Hurra! Sie sind hier in unserem Revier!

Oscar...

...wie wir ihn kannten und immer in lieber Erinnerung behalten: in keiner Situation zu bremsen!

20. Februar 2010:

Wir haben uns heute nach einer weiteren unvorhersehbaren Beißattacke innerhalb der letzten 8 Wochen schwersten Herzens entschieden, Oscar einschläfern zu lassen.
Noch ist alles ganz frisch und wir lassen seine Seite vorerst so, wie sie "gewachsen" ist.
Fakt ist, dass Oscar (vermutlich ausgelöst durch eine Schilddrüsenunterfunktion) ein schwerwiegendes Steuerungsproblem hatte und sein Verhalten in Sekundenbruchteilen in grundlose Beißattacken kippte. Auslöser waren zunächst bei André im Dezember das Abnehmen seines Halsbandes sowie drei Tage darauf das Verabreichen seiner Schilddrüsentablette.
Beides habe seitdem nur noch ich vornehmen können, was wir auch akzeptiert hätten. Gestern ging Oscar dann ebenfalls ohne "echten" Grund auf mich los, als ich auf dem Boden kniend ein Trockenfutterstück unter unserer Bücherwand hervorholen wollte. Oscar ging seitlich von hinten ohne Sichtkontakt auf mich los, mit dem Ergebnis, dass mein linker Unterarm schwere Quetschungen aufweist. Wie schon früher hat Oscar auch dabei gepieselt. Ich habe unglaubliches Glück gehabt, dass er mir nicht das Gesicht zerbissen hat und ich so gesehen sehr glimpflich davon gekommen bin. Bereits während Oscars "Überfalls" war mir klar, dass jetzt der Punkt erreicht ist, an dem Oscar gehen muss.
Verantwortung zu tragen bedeutet eben auch, eine sehr schwere und schmerzhafte Entscheidung zum Wohle von Mensch und Tier zu treffen, auch, wenn dafür unser Sonnenschein Oscar aus dem Leben scheiden muss.

Hallo liebe Leute!

Ich bin der wilde "Alf Oscar vom Hundsheimer Kogel". Gerufen werde ich "Oscar", aber es musste unbedingt ein A-Name davor, weil ich dem ersten Wurf entstamme. Mein Ursprung liegt genau wie bei Banya in der kleinen aber sehr feinen Österreichischen Zucht von Dr. Elke Peyerl aus Hainburg in der Nähe von Wien. Leider hat sie ihre ambitionierte Liebhaber-Zucht aus privaten Gründen aufgegeben.


Das Licht der Welt erblickte ich am 21. Juli 2003 zusammen mit fünf Geschwistern.

Wer alles zu meinen Vorfahren zu zählen ist, kann meinem Pedigree entnommen werden. Meine Zuchtzulassung vom DFV erhielt ich im August 2004 mit meiner 1. Anwartschaft auf den Jugendchampion des DFV.


Inzwischen bin ich zu einem stattlichen vier Jahre alten Rüden herangewachsen. Na ja, eigentlich bin ich nur noch ein halber Rüde. Dank meines stürmischen Wesens und einer Schilddrüsenfehlfunktion (ja, ich war ein "Schildi") kam ich im September 2005 "unters Messer" und büßte dabei meine Männlickeit ein. Eva ist strikt gegen die Verbreitung weiterer "Attacke-Foxerrier". Na ja, ich hab's verwunden und mein Chef André auch...


Meine Schulterhöhe liegt bei 41 cm und auf die Waage bringe ich 11,5 kg bei einem Brustumfang von 57 cm. Hoppla, werden jetzt diejenigen sagen, die an den Rassestandard denken. Dick bin ich nicht, sondern sehr muskulös (kein Wunder bei fast täglichen mehrstündigen Arbeitseinsätzen in Wald und Flur).


Auch wenn ich echt nicht blöd bin, sagen André und Eva oft: flacher Schädel, wenig Hirn. Ist schon gemein, aber die meinen das nicht so. Ich habe wirklich ein kleines Piep-Vögelchen im Kopf, das mir einflüstert, Autos und Fahrräder gehören gejagt. Woher kommt das nur?

Jagdliches Blut fließt übrigens Dank meiner Urgroßmutter "Andra von Sachsen" konzentriert durch meine Adern. Da Andra sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits vertreten ist, besitze ich neben sehr viel Temperament einen stark ausgeprägten Beutetrieb.


Klar, wir Foxterrier sind eben Jagdhunde und ich bin genauso so geartet, wie es ein Foxterrier sein soll: unbestechlich, todesmutig, intelligent, lebhaft, besitze den nötigen Biss und die dazugehörige Ausdauer, um mich stundenlang an einem Mauseloch festzubeißen,



gehorche fast immer aufs Wort,

bin absolut verschmust,

im Haus die Ruhe selbst,



beschütze Eva und André vor allen erdenklichen Gefahren der Welt und besteche auch noch doch mein unvergleichlich schickes Aussehen!



Sogar Evas Vater hat mich als Charmeur bezeichnet und mich schon einmal zu sich auf die Couch genommen (das darf kein anderer Hund)! Leider befand ich mich gerade im Zahnwechsel und hatte üblen Mundgeruch. Nach wenigen Minuten musste ich wieder absteigen...


Mehr kann man doch wohl wirklich nicht erwarten, oder?

Meine Menschen sind ja auch bis auf ein paar Kleinigkeiten sehr zufrieden mit mir. Trotz meiner Heftigkeit bezeichnen mich beide als steuerbar. Frei Laufen darf ich fast immer. Fast immer nur deshalb, weil ich eine Schwäche für Fahrzeuge aller Art habe. Und da sind wir bei meinem oben erwähnten Piep-Vögelchen: Es gibt nichts Schöneres als Autos und Fahrräder zu hetzen. Leider sehen André und Eva das nicht so ;(


Genau aus diesem Grunde sind wir jetzt bei Versuchsmethode 13 angelangt: Immer, wenn sich ein Auto nähert un dich ruhig bleibe, erhalte ich ein Leckerchen. Daf&ür geht Eva vor mir auf die Knie. Ich sehe das Objekt meiner Begierde und werde durch den zwischen uns knieenden Menschen geschützt. Alternativ sorgt Eva dafür, dass der Abstand zu den Fahrzeugen nach Möglichkeit vergr&ßert wird. Dann muss ich nämlich nicht hinterher rennen.

Eigentlich verhalte ich mich nur so, weil mich die Fahrzeuge unheimlich stressen. Außerdem haben Eva und André mich lange Zeit immer angeschimpft (wie von der Hundetrainerin empfohlen und in vielen Fachbüchern nachzulesen) und der Ruck an der Leine bedingt durch mein Losstürzen hat mir den Rest gegeben.

Gelernt habe ich nämlich: Fahrzeug sehen bedeutet Schmerz incl. Schimpfen. Daraus folgerte ich ganz logisch: Fahrzeuge sind bedrohlich und müssen bis zum Letzten verjagt werden. Das Jagen selbst bereitet mit dann wieder einen heiden Spaß und ich gewinne immer: Die Autos drehten nie um!


Warum nur wollen sich meine Menschen nicht beschützen lassen? Für meinen Heldenmut werde ich auch noch gerügt.

Ich verstand die Welt nicht mehr und wurde bei Fahrzeugen an der Leine immer wilder...

Sehr zum Leidwesen meiner fast verzweifelnden Menschen. Ihnen wurde jetzt ein Kopfgeschirr mit Namen "Halti" empfohlen. Bei jedem Auto/Fahrrad sollte mein Kopf zu meinen Menschen gedreht werden, damit ich den nahenden Feind nicht mehr anschauen konnte und dafür Blickkontakt mit Eva halte. Wie furchtbar! Ich muss doch den Feind beobachten können. Für mich ist das genauso, wie für Sie ein Gang durch eine dunkle Gasse, bei dem Sie sich verfolgt fühlen und sich nicht umschauen dürfen. Jeder muss doch nach hinten schauen, um sich zu vergewissern, ob Gefahr droht.

Ich verfuhr gemäß meinem Instink: Vorbeugen ist besser als klein beigeben und wehrte mich heftigst gegen das Kopfhalfter. Ich verlor völlig die Besinnung und biss in die Leine oder alles, was sich in meiner direkten Nähe befand (sogar Waden...).

Übrigens war es mir ziemlich egal, dass mir dieses Foltergerät anfangs mit Leckerchen schmackhaft gemacht wurde. Mich machte das "Kopfdrehen" wahnsinnig.

Unser Tipp: Ein "Halti" kann sinnvoll für die Herstellung von Blickkontakt in entspannten Situationen eingesetzt werden. Für jeden Blickkontakt gibt es eine Belohnung. Der Hund verknüpft "Mensch ansehen" mit Leckerchen.

Sollte Ihr Hund aber auf Gegenstände ähnlich wie Oscar reagieren, erzeugen Sie praktisch immer die beschriebene sehr aggressive Reaktion. Trotz der Empfehlung vieler Hundekenner raten wir hier dringend von einem Einsatz ab. Sie verunsichern ihren Hund zutiefst (denken Sie an die Situation in der Gasse) und riskieren ihre Hosenbeine!

Zum Glück ist damit jetzt Schluss. Meine Verhaltensursache wurde erkannt und jetzt wird mir begreiflich gemacht, dass die Fahrzeuge keine Bedrohung (Gefahr ja leider doch) für uns darstellen. Meist lasse ich mich darauf ein. Nur wenn die Fahrzeuge dicht an uns vorbei fahren verfalle ich in mein altes Verhaltensmuster zurück.

Dabei ist es für mich das Wichtigste, meinen Menschen zu gefallen! Nur dann macht das Hundeleben Spaß!

Meine Menschen geben sich sehr viel Mühe mit mir (ich aber auch mit ihnen) und haben endlich den für für mich richtigen Weg gefunden. Hundeschulen meiden wir. Vermissen tue ich sie auch nicht. Gerade jetzt, wo die Beiden die hundlichen Formen der Kommunikation erlernen geben wir ohne vermeintlich gute Ratschläge ein unschlagbares Team ab. Reinreden lassen sich Eva und André so schnell nicht mehr.

Ich muss einfach lernen, meine Kopflosigkeit zu reduzieren. Die Notwendigkeit des Blickkontaktes habe ich ja inzwischen auch begriffen und schaue immer auf den Befehl "Gucken".


Unsere 1. Hundetrainerin hat mir diese Fähigkeit glatt abgesprochen. Die glaubte aber auch, dass ein Leckerchen jeden Hund begeistert. Dabei ist Futter allein öde (Banya sieht das ganz anders...). Zum Glück kennen André und Eva mich besser und haben einfach mein Lieblingsspielzeug für das Erlernen von Kommandos eingesetzt. Z. B. haben sie vor dem Wurf meines Lieblingsspielzeug gewartet bis ich sie anschaue und erst dann geworfen. Verknüpft mit "Gucken" war mir innerhalb kürzester Zeit klar, dass ich erst an den Kong komme, wenn ich sie anschaue. Gelehrig bin ich, weil ich meine Bedürfnisse befriedigen will. Mit Liebe zu meinen Menschen hat das wirklich nichts zu tun. Auch wenn sie sich das gerne einreden wollen...


Ich handle immer triebgesteuert, so unromantisch sich das auch anhören mag ;0). Aber wenn Mensch das berücksichtigt, lerne ich sehr schnell und sehr viel. Es musss halt immer interessant sein, d.h. mir einen Nutzen versprechen.




Es stimmt schon: ich bin ein Hampelmann, aber ich bin eben ein Jagdhund, der selbständig ohne Nachdenken Füchse und Dachse unter der Erde abwürgen soll!


Was glaubt Ihr, welch verweichlichter Foxterrier den Kampf Wildschwein gegen Hund bestehen würde? Keiner!

O.k., mir wird die Wildschweinjagd nicht gestattet, weil meine Menschen der festen Überzeugung sind, dass ich genauso auf der Strecke bleiben würde, wenn auch aus anderen Gründen (nicht weil ich nicht schnell genug weglaufe, sondern weil ich mich kopflos von vorne auf die Sau stürzen würde, genauso wie ich es bereits bei einem Kater und drei Igeln versucht habe; dem Kater verdankte ich an beiden Augen Hornhautverletzungen und den Igeln eine kaputte Schnauze; lockergelassen habe ich aber nie: Eva musste immer beide Parteien todesmutig auseinanderpflücken; überlebt hat auch immer jeder, weil Eva schnell genug war... ). Sie lassen sich nur durch das Ergebnis leiten und das ist angeblich das Gleiche. Schade!

Begnügen muss ich mich mit Pseudo-Jagden in Form von Fährten- und Apportierspielen.

Das gefällt mir auch sehr gut. Inzwischen (wir schreiben das Jahr 2006) finde ich einen Kong, den Banya verloren hat auch noch am nächsten Tag im Feld wieder. Eva ist begeistert!


Beaufsichtig werde ich leider bei den Mauselöchern. Sie reizen mich so, dass ich oft vergesse auf "Weiter" zu folgen. Weil Eva und André keine Lust haben mich dort am Ende des Spaziergangs wieder einzusammeln, lassen sie mich gar nicht erst alleine sitzen. Dabei würde ich nicht weglaufen. Ich kriege ja gar nicht mit, was um mich herum geschieht. Verstehe einer die Menschen.

Jetzt aber genug der Geschichten...


Es wird wieder ernst: APRIL 2005
Seit der letzten Überarbeitung von Oscars Seite sind einige Monate vergangen. Ich brauchte einfach Abstand, um unsere Erfahrungen nüchtern und objektiv betrachten zu können und realistische Konsequenzen zu ziehen.


Wir hatten alle keine leichte Zeit... Oscar, weil er trotz geänderter Umgangsformen und feststellbarer Erfolge plötzlich ängstlich und sehr aggressiv wurde, Banya, weil sie unter Oscars Attacken zu leiden hatte und wir, weil wir innerhalb von 10 Tagen vier "Beiß-Attacken" durch Oscar erfuhren. Nach dem letzten schmerzhaften Zwischenfall mit Ostern stand für uns fest: Oscars Hirn funktioniert nicht normal. Trotz aller Trauer ist der Hund einzuschläfern, um Menschen vor Schaden zu bewahren.

Das hört sich nicht nur schlimm an, für uns war es schlimm!


Letztendlich kam es doch anders, aber der Reihe nach:

Einige mögen jetzt denken, ja typisch: junges Paar kauft sich einen Terrier-Rüden und wird bei den ersten "Rüdenverhaltensweisen" mit rüpelhaften 18 Monaten nicht mit ihm fertig.

Wir haben auch das nicht völlig ausgeschlossen, wohl aber für unwahrscheinlich gehalten, weil Oscar bei seinen plötzlich auftretenden Attacken völlig geistesabwesend wirkte und nicht ansprechbar war.

Für uns waren und sind es bis heute keine "Rüdenverhaltensweisen", wenn aus heiterem Himmel panisch Schuhe attackiert und Mäntel von Garderoben gerissen werden. Viel schlimmer ist es jedoch mit dem Telefon durch die Gegend zu gehen und dabei plötzlich von dem eigenen Hund in den Oberschenkel gebissen zu werden, der gerade noch in 3 m Entfernung auf seiner Decke schlummerte. Nicht "rüdenhaft" war es für uns, sobald er wieder ansprechbar war, in sich zusammen zu sinken und panisch die ganze Umgebung zuzupinkeln.


Insgesamt fiel Oscar innerhalb dieser 10 Tage bis Ostern 2005 sowohl uns als auch Andrés Eltern als extrem schreckhaft auf (insbesondere bei Geräuschen und Umgebungsveränderungen).

Er bewegte sich drei Tage fast nur kriechend durch die Wohnung und schien unter Paranoia zu leiden. Oscar wirkte total verängstigt, konnte kaum körperliche Nähe ertragen (obwohl er sonst gerne und ausgiebig gestreichelt und gekrault wurde) und war nicht wieder zu erkennen.

Direkt am Dienstag nach Ostern riefen wir seine Züchterin an und teilten ihr mit, was in den letzten 10 Tagen passiert war. Sie bestärkte uns in dem Entschluss, Oscar auf einen Hirntumor testen zu lassen und riet uns gleichzeitig, zuvor seine Schilddrüsenwerte feststellen zu lassen.

Gesagt, getan.

Nach vier Tagen hatten wir die notwendigen Werte. Das Ergebnis lautete: ohne Befund.


Mittlerweile hatte ich dank Internet eine neuere amerikanische Studie (Dr. Jean Dodds) zu Verhaltensauffälligkeiten bei Hunden mit Schilddrüsenfehlfunktionen finden können. Hier stieß ich auf den Satz, der uns trotz des negativen Befundes neue Hoffnung schöpfen ließ: Auch Hunde, die innerhalb der Grenzwerte (aber im unteren Bereich) liegen und damit labortechnisch als "ohne Befund" gelten, zeigen die gleichen Verhaltensauffälligkeiten wie Hunde mit "bestätigter" Unterfunktion.


Oscar lag bei allen Werten nicht, wie laut Studie gefordert, im oberen Drittel der Grenzwerte sondern immer an der unteren Grenze.

Die auf medizinisch begründetete Verhaltensauffälligkeiten spezialisierte TÄ Dr. Zuhr (Gemeinschaftspraxis Dr. Bolbecker und Dr. Striezel) aus dem Raum Nürnberg stützte aufgrund der ihr vorliegenden Schilddrüsenwerte und der beschriebenen plötzlich aufgetretenden Verhaltensweisen den Verdacht einer auf eine Fehlfunktion. Sie nahm Rücksprache mit unsere Haus-TÄ, die bis dato einer Schildrüsenhormontherapie ablehnend gegenüber stand und überzeugte auch sie von der Richtigkeit meiner Vermutung.

Uns wurde zugesichert, dass Oscars Angstzustände bei richtiger Diagnose innerhalb von einer Woche nachlassen müssten.

Und genauso war es: bereits nach drei Tagen wurde Oscar sichtbar ruhiger und entspannte sich langsam


Bis heute arbeiten wir immer noch an der richtigen Dosierung seiner Hormongaben.

Fatal für einen "Schildi" ist, dass seine Krankheit häufig nicht im Frühstadium erkannt wird (weil die Schilddrüsenwerte innerhalb der Grenzbereiches liegen können und bereits trotzdem die Verhaltesauffälligkeiten auftreten) und er deswegen aufgrund seiner unerklärlichen Aggression eingeschläfert wird. Oscar wäre es fast ähnlich ergangen.

Und das, obwohl eine wirklich günstige täglich zweimalige Hormongabe (L-Thyroxin) ihn wieder zu einem umgänglichen Hund werden lässt.


Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Hormontherapie durch ein konsequentes Verhaltenstraining von Hund und Halter begleitet wird, um während der "Angstphase" erlerntes unpassendes Verhalten (Angst-Aggressionen) zu verändern. Das ist der weitaus schwierigere Part bei der ganzen Sache.

Wir arbeiten daran auch nach 1,5 Jahr immer noch sehr hart. Oscar wird nie ein Hund sein, den wir unbefangen auf Fremde zugehen lassen können. Inzwischen bleibt er häufiger zu Hause, was ihm und uns eine Menge Stress erspart. Keinesfalls wird er abgeschoben, aber genau das Verhalten der Menschen, die vor einem drohenden Hund verständlicherweise zurück schrecken, bestätigt Oscar in seinem Verhalten. Wir wurden so jedes Mal in unserem Training erheblich zurück geworfen und mussten frustriert feststellen, dass wir zwar über das theoretische Wissen, nicht aber die praktischen Möglichkeiten (sprich große Anzahl dunkel angezogener Menschen verfügen, die bei Drohgebärden unbeeindruckt in leichter Bogenform zwecks Desensibilisierung ruhig weitergehen).

So entschlossen wir uns, Oscar zu einem mehrwöchigen Trainingsaufenthalt nach Österreich zu schicken. Wir wussten ihn dort in der Obhut seiner Züchterin Dr. Elke Peyerl, die Hotdogs mitbegründet hat und mit uns passend erscheinenden Trainignsmethoden unterschiedlichster Verhaltensforscher/-trainer arbeitet.

Kurz vor Weihnachten kehrte Oscar deutlich ruhiger zu uns zurück und zeigt sich Fremden in "seinem" Revier praktisch neutral (außer sie gehen direkt auf uns zu, was aber für mich o.k. ist).


Das A. und O. in Oscars Handling ist das Konfliktmanagement: Nach Möglichkeit darf er nie in eine für ihn beängstigende Situation gelangen. Wir müssen Oscar dort sofort herausholen, bevor er aggressive Verhaltensweisen zeigt. In der Regel geschieht dies über das Einhalten einer bestimmten Distanz zu Personen oder Gegenständen, die im Laufe häufiger aber kurzer!!! Trainingseinheiten stetig verkürzt wird, bis Oscar angstfrei ist. Zum Glück wohnen wir mehr als ländlich. In der Stadt könnte Oscar nicht leben...


AKTUELLER STAND November 2007:

Wir selbst können Oscar heute nach rund 2,5 Jahren vertrauensvoll und ohne ungutes Gefühl den Rücken kehren. Einem gemeinsamen Zusammenleben steht damit nichts mehr im Wege.

Dafür haben wir allerdings ein paar Regeln aufgestellt: 

Weil Oscar sein aus Unsicherheit resultierendes Misstrauen fremden Menschen gegenüber im eigenen Revier nicht ablegt, treffen unsere Besucher auch nicht auf ihn. Insbesondere auf Kinder ist Oscar gar nicht gut zu sprechen, was alles andere als typisch für einen Foxi ist. Oscar zieht während dieser Zeit in sein eigenes Zimmer, was beiden Seiten jede Menge Stress erspart.


Insgesamt mussten wir lernen, dass der Hund sehr viel Ruhe (Schlaf!!!) und feste Tagesabläufe benötigt. Außerdem arbeiten wir an uns selbst nach wie vor sehr hart: absolute Ruhe gepaart mit durchgehender Konsequenz in der Umsetzung geforderten Verhaltens sind Voraussetzung für ein ungefährliches Zusammenleben ohne Missverständnisse. Und Konsequenz ist das, was den meisten Menschen sehr, sehr schwer fällt.


Anders als vermutet kommt Oscar sehr gut mit Banyas Tochter Beany zurecht. Beany respektiert ihn und ist sehr vorsichtig im Umgang mit Oscar. Seit drei Wochen toben beide wild durchs Haus und Beany darf sich sehr viel bei Oscar herausnehmen.

Es tut gut zu sehen, dass Oscar mit unserem "neuen" Hundekind zwar energisch aber grundsätzlich wohlwollend umgeht. Er ist eben wie er ist, und wir lassen ihn da, wo es ungefährlich ist auch so sein. Banya und Beany haben ihr Verhalten Oscars Heftigkeit angepasst und lassen ihn in Ruhe, wen er grummelt. Und immer öfter ist er auch bereit, ein Spielchen mit Klein-Beany zu wagen...


Oscar und Beany bei ihre wilden Hatz Anfang November 2007!



Und hier kriegt Beany ihren Platzverweis für ungebührliches Verhalten gegenüber "seiner Herrlichkeit"... Keine Angst, so sieht das bei Hunden aus, passieren tut (meist) nichts!

Beanys Reaktion...

Ich würde ja sooo gerne weitermachen, aber: dank Oscar weiß ich, wann Schluss sein sollte ;0) Der versteht jetzt keinen Spaß und demonstriert mir, wo jeder von uns beiden im Rudel steht.

Oscar ist eine Lebensaufgabe, der wir uns nach wie vor stellen, weil auch wir dadurch sehr viel über die Kommunikation zwischen Mensch und Tier lernen. Für einen zweiten Hund könnte ich zweifelsfrei diese Energie nicht aufbringen.


Aber: wir haben ja auch nur einen Oscar ;0)


An dieser Stelle ein kleiner Literaturtipp: Sehr hilfreich und informativ ist für mich das Buch von James O'Heare "Aggressionsverhalten von Hunden" (erschienen im Animallearn-Verlag). Er beschreibt sowohl die Ursachen und die "Notwendigkeit" von Aggressionsverhalten als auch seine Lenkung.